Der Ausbildungsmarkt 2022
Jahr für Jahr werden in Deutschland weniger Ausbildungsverträge geschlossen. In vielen Bereichen ist der Nachwuchsmangel so groß, dass bereits von der „Ausbildungskrise“ gesprochen wird. Studien des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung zeigen, dass in Betrieben mit weniger als 50 Mitarbeitern fast jeder zweite Ausbildungsplatz unbesetzt bleibt. Daher stellt sich jedem vorausschauenden Unternehmer die Frage: „Wie lassen sich in diesem Arbeitsmarkt noch Auszubildende für meinen Betrieb gewinnen?“
Der derzeitige Ausbildungsmarkt ist ein sogenannter Nachfragemarkt. Es gibt deutlich mehr Ausbildungsplätze als Personen, die einen Ausbildungsberuf erlernen wollen. Wie dramatisch dieser Trend ist, sehen wir links: Seit 2018 steigerte sich die Anzahl unbesetzter Ausbildungsplätze um 260 {cd2a190ab1b508b6cc5bcc25c8784d0557e2f434f8eee6ed15745813c7b30a4a} ! Eine gute Unternehmenspräsenz in diversen Medien erzeugt mehr Aufmerksamkeit bei der Zielgruppe, weshalb die meisten Bewerbungen an größere Unternehmen gehen. Das hat zur Folge, dass sich kleinere und mittelständische Betriebe noch häufiger erfolglos um Bewerber bemühen.
Betroffen sind insbesondere Handwerks- und Dienstleistungsberufe sowie das Baugewerbe. In letzterem blieben 2021 ganze 60 Prozent der Ausbildungsplätze unbesetzt. Innerhalb der Branche wird intensiv nach Möglichkeiten gesucht, um die Situation zu verbessern. Daran arbeitet auch die Ausbildungsoffensive Infrastruktur (Instagram: Ausbildungsoffensive2020). Im nachfolgenden Interview erfahren wir, wie sich dieser Zusammenschluss mehrerer Unternehmen dafür einsetzt, potenziellen Auszubildenden den Zugang zu den Tief-, Straßen- und Brunnenbauberufen zu erleichtern. Gesprächspartner ist der Ausbildungskoordinator der Initiative, Herr Helmut Arndt.
Die Ausbildungssituation im Baugewerbe - Interview (März 2022)
Craftsite: Hallo und danke, dass du dir die die Zeit nimmst! Ihr
seid bekannt als die Ausbildungsoffensive Infrastruktur. Kannst du einmal
erzählen, was ihr macht und wie ihr dazu gekommen seid?
H. Arndt: Wir sind 5
mittelständische Tiefbauunternehmen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die
Berufe im Tiefbau, Straßenbau und Brunnenbau wieder in den Fokus von Bewerbern
& Bewerberinnen zu rücken. Außerdem haben wir die Wichtigkeit einer
wertschätzenden Ausbildung in unseren Firmen bereits seit Jahren als Standard
etabliert.
Craftsite: Warum sollten sich junge Menschen verstärkt für den
Tiefbau begeistern?
H. Arndt: Es sind wichtige Berufe, die der Gesellschaft dienen und am
Ende des Tages immer ein Ergebnis produzieren. Die Bezahlung ist fair, die
Aufstiegschancen sind groß und die Berufe krisensicher. Man arbeitet an der
frischen Luft und im Team… diese Aufzählung ist nahezu unendlich!
Craftsite: Angehende Auszubildende informieren sich bevorzugt über
das Internet. Wie stellt man sich in der Tiefbaubranche darauf ein? Welche
Angebote machen Firmen ihrer Zielgruppe?
H. Arndt: Jede Firma besitzt eine Bewerberseite mit der direkten
Möglichkeit, sich unkompliziert zu bewerben. Außerdem sind wir auf Instagram zu
finden, um ein Bild von unseren Tätigkeiten und dem Spirit vermitteln zu können
und um Bewerbenden spontane erste Fragen zu ermöglichen.
Craftsite: Wie empfindet ihr die Branchenpräsenz der
Tiefbauunternehmen im Internet? Wo seht ihr Verbesserungsbedarf, wenn zukünftig
mehr Auszubildende eine Zukunft im Tiefbau anstreben sollen?
H. Arndt: Die Unternehmen sind aktiver geworden. Wer sich wirklich
interessiert, findet spannende Beiträge und erkennt auch den Fokus der
Unternehmen. Verbesserungsbedarf gibt es aber auch: Es sollte mehr Unternehmen und Verbände
geben, die die guten Internetpräsenzen empfehlen. Das würde Interessierten
einen besseren Eindruck der Berufsstände vermitteln.
Craftsite: Ihr betreibt selbst eine Seite auf Instagram als
ergänzendes Angebot zu eurer Website. Habt ihr den Eindruck, dass weniger
Ausbildungsplätze durch Unternehmen vergeben werden, die ihre Internetpräsenz
als zweitrangig betrachten?
H. Arndt: Dazu kann ich keine statistischen Angaben machen, denke
jedoch, dass nur eine gute Präsenz auf Dauer einen stetigen Erfolg verspricht.
Craftsite: Worauf achten Ausbildungssuchende bei Unternehmen
besonders, wenn sie sich Angebote im Internet suchen?
H. Arndt: Am wichtigsten sind ein schneller Zugang zur Seite,
unkomplizierte Eingabetools & wenig unnötiger Text.
Craftsite: Welche Maßnahmen funktionieren besonders gut und bringen
spürbaren Erfolg?
H. Arndt: Besonders gut
funktionieren die Einbeziehung der Azubis und Mitarbeiter/-innen bei den
Contents sowie das kontinuierliche Entwickeln von Content.
Craftsite: Vielen Dank für die Einsichten von eurer Seite!
Wie fällt ein Unternehmen den Bewerbern auf?
Wie man hier sieht, sind die mittelständischen Unternehmen gefordert, sich sichtbarer am Arbeitsmarkt zu positionieren. Der wichtigste Kanal zu den Bewerbern ist hier das Internet. Viele Unternehmen inserieren, ähnlich wie unsere Interviewgäste, die Ausbildungsplätze auf der eigenen Website und in sozialen Medien. Da diese digitalen Auftritte praktisch immer den ersten Eindruck des Unternehmens vermitteln, zeigen sich die Auswirkungen fehlender Digitalisierung hier besonders deutlich.
Das wiederum führt zu hohem Konkurrenzdruck. Die wenigen Bewerbenden werden durch gute Websiteinhalte, Suchmaschinenalgorithmen & Werbung ganz automatisch zu den wenigen Ausbildungsbetrieben geführt, die hier am professionellsten vorgehen. Die Kunst liegt darin, alle Anforderungen abzudecken:
Das ist für alle ungünstig, denn die Betriebe mit guten Präsenzen im Internet müssen Auszubildende ablehnen. Die Abgelehnten schauen danach wieder im Internet nach Ausbildungsplätzen und werden erneut die 80 Prozent der schlecht präsentierten Angebote gar nicht wahrnehmen! Wer also in diesem Umfeld erfolgreich Bewerber ansprechen möchte, muss darauf achten, nicht nur die richtigen Kanäle zu betrieben, sondern diese auch mit optimierten Inhalten auszustatten. Dann kann der Aufstieg in die Riegen der wahrgenommenen Unternehmen gelingen. Aber wie geht man das an?
Die Zielgruppe erreichen - 3 Tipps
1. Fehleranalyse – Als erstes muss man feststellen, weshalb der eigene Betrieb zu wenig Aufmerksamkeit durch Bewerber erhält. Werden die Vorteile der Ausbildung so dargestellt, dass man auch selbst gerne dort arbeiten würde? Bietet mein Betrieb den Azubis Vorteile, die sie bei Branchenkollegen nicht hätten? Wichtig ist es hier, konkret zu werden, statt mit Phrasen zu werben!
2. Mit anderen austauschen – wer von der Erfahrung anderer profitiert, muss deren Fehler nicht wiederholen! Häufig muss das Rad nicht neu erfunden werden und ein Branchenkollege hat eine Idee schon mal ausprobiert. Wer sich hier vernetzt und von anderen lernt, ist klar im Vorteil. Wichtig: Fehler sind mindestens so lehrreich wie Erfolge.
3. Beraten lassen – wer erfolgreich Auszubildende gewinnen will, kann entweder sehr viel Zeit und Arbeit investieren oder auf Experten setzen. Das Team von Craftsite.net informiert gerne über die Möglichkeiten für optimiertes Recruiting in Handwerk und Baugewerbe! Ob Brancheninitiative oder Einzelunternehmen: Von einem neuen Slogan oder Logo bis zu einem neuen Bewerberportal auf Ihrer Website erhalten Sie hier alles, was die Aufmerksamkeit Ihrer Zielgruppe auf Ihren Betrieb lenkt.